Angehörige willkommen

Gunzenhausen – Einschränkungen der Besuchszeiten auf Intensivstationen gehören der Vergangenheit an. Mit dieser Maxime hat der Verein Pflege e.V. im Jahr 2007 das Projekt „Angehörigenfreundliche Intensivstation“ initiiert. Auch das Klinikum Altmühlfranken mit den Standorten Weißenburg und Gunzenhausen ist zertifiziert und weiß um die besondere Bedeutung der Angehörigen von schwerkranken Patienten.

Die Teams auf den Intensivstationen an den Standorten Gunzenhausen und Weißenburg bestehen aus Ärztinnen und Ärzten, spezialisierten Pflegefachkräften sowie verschiedenen Therapeuten wie Physiotherapeuten, Logopäden etc. Im Klinikum weiß man: Angehörige spielen bei der Genesung von Schwerstkranken eine zentrale Rolle.
(Bild: Klinikum Altmühlfranken, Johanna Müller)

Worte helfen – den Patienten und den Angehörigen

Liegt ein Patient auf der Intensivstation, ist die Situation für Angehörige in aller Regel mit Angst und dem zentralen Bedürfnis nach Information verbunden. Worte des Pflegepersonals und des medizinischen Teams können daher eine enorme Stütze sein, sie können Mut machen, Halt und Hoffnung spenden, aufklären – aber auch verunsichern. Sicher ist: Für die Patienten sind die Angehörigen die wichtigsten Personen und umgekehrt. Sie in das Behandlungsgeschehen zu integrieren, ist eine zentrale Aufgabe des Personals auf den Intensivstationen des Klinikums Altmühlfranken.

„Die Kommunikation mit Angehörigen war früher eine eher unliebsame Aufgabe. Das hat sich in der Vergangenheit glücklicherweise stark gewandelt: Die Familie in den Regenerationsprozess zu integrieren, ist enorm wichtig und gehört unbedingt dazu“, so der Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin am Standort Gunzenhausen, Dr. Marc Gutsche. Auch für Kinder, deren Angehörige auf der Intensivstation behandelt werden, ist die Kommunikation mit dem Personal von unschätzbarem Wert. „Wir versuchen, Kindern die Situation zu erklären. Wichtig ist, keine Ungewissheit zu erzeugen“, meint Florian Hiermeier, Assistenzarzt auf der Intensivstation am Standort Weißenburg.

Keine starren Besuchszeiten

Auch auf der Website des Klinikums liest man „Wir haben bewusst auf starre Besuchszeiten verzichtet“. Was vor einigen Jahren bundesweit noch gängige Praxis war, wurde in den meisten Kliniken nach und nach aufgebrochen.

Peter Deitigsmann, Leiter der Intensivstation am Standort Gunzenhausen, erklärt: „Angehörige dürfen immer kommen; wir bemühen uns, die Besuchszeiten so zu legen, dass es in den Alltag der Angehörigen passt – und nicht umgekehrt. Jedoch kann es – vor allem vormittags – auch zu Wartezeiten kommen, wenn beispielsweise Untersuchungen anstehen. Es ist daher durchaus sinnvoll, vor einem Besuch kurz telefonisch nachzufragen, damit die Angehörigen nicht lange warten müssen.“

Dass beide Standorte am Klinikum Altmühlfranken mit dem Zertifikat „Angehörigenfreundliche Intensivstation“ ausgezeichnet sind, freut die Teams. „Die Auszeichnung ist das eine – das Besondere ist, dass das ganze Haus das Konzept des Zertifikats lebt“, meint Chefarzt Dr. Marc Gutsche.

Patient kann Willen oftmals nicht erklären

Bei schwerstkranken Patienten, die ihren eigenen Willen nicht mehr erklären können, kommt der Patientenverfügung bzw. der Vorsorgevollmacht eine zentrale Bedeutung zu. Ist eine solche nicht verfügbar, müssen Angehörige oftmals schwerwiegende Entscheidungen treffen. Auch in Hinblick auf das Thema Organspende empfiehlt Chefarzt Gutsche stets, den eigenen Willen festzuhalten und mit der Familie zu besprechen.
Auch in Fällen, in denen es keine Hoffnung mehr gibt, kann ein Gespräch zwischen Personal und der Familie des Sterbenden Halt geben. „Wenn ein Patient verstirbt, besteht jederzeit die Möglichkeit, Zeit mit ihm zu verbringen. Es ist auch das Recht unserer Patienten, von ihren Angehörigen besucht zu werden“, so Peter Deitigsmann.

Corona als schwieriger Sonderfall

Dass Besuche von Angehörigen auf der Intensivstation jederzeit möglich sind, war noch vor wenigen Jahren inmitten der Corona-Pandemie schlicht unmöglich. Zu wenig wusste man über das Virus und die Angst, andere schwerstkranke Menschen anzustecken, war groß. „Wir bekommen sehr viel positives Feedback dafür, dass Angehörige in unserem Klinikum proaktiv in den Genesungsprozess integriert werden. Während der Corona-Pandemie war dies leider nicht der Fall, weswegen wir auch heute noch Kritik erfahren“ erzählt Chefarzt Gutsche. „Angehörige und Freunde konnte sich von ihren Lieben zum Teil nicht verabschieden, das war für die Familien und das Intensivteam eine belastende Erfahrung. Die Folgen der Covid-Pandemie müssen in unserer Gesellschaft weiter aufgearbeitet werden“, ist sich Gutsche sicher.

Miteinander sprechen

Bei jeder Information, die im Klinikum an Angehörige weitergegeben wird, ist der Datenschutz zu beachten. Doch selbst wenn ein Patient keine nahen Verwandten wie Ehepartner, Kinder oder Geschwister hat, hilft Freunden oftmals das persönliche Gespräch mit dem Pflegepersonal. „Sowohl zwischen den Patienten, die teils lange Zeit bei uns sind, als auch zwischen deren Angehörigen und dem Personal entstehen gewisse Beziehungen. Gegenseitiges Vertrauen hilft beiden Seiten und der persönliche Austausch ist das A und O“, schließt Deitigsmann ab. Patienten und Besucher können sich sicher sein, dass man sich am Klinikum Altmühlfranken der besonderen Bedeutung der Kommunikation mit Angehörigen bewusst ist.

Quelle: Klinikum Altmühlfranken – Johanna Müller

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