Der Stummfilmklassiker „Nosferatu“ wurde musikalisch neu interpretiert

Gunzenhausen – Mehr als 100 Jahre hat der Stummfilm „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ mittlerweile auf seinem krummen Vampirbuckel. 1922 flackerte die Draculainterpretation von Friedrich Wilhelm Murnau erstmals über die Kinoleinwand und hinterließ bei der von Krieg, Spanischer Grippe und von Wirtschaftskrise gebeutelten deutschen Gesellschaft tiefen Eindruck. Die begleitende Musik komponierte Hans Erdmann, sein dramatischer „score“ glich einer emotionalen Achterbahnfahrt. Der Sargdeckel könnte nun zugeschlagen werden, doch die Gunzenhäuser Stummfilmreihe drückt beim Soundtrack einfach die „Löschen“-Taste. Fertig ist die innovative Mammutaufgabe, denn die nun lautlosen Szenen des Films müssen musikalisch neu vertont werden. Im Jubiläumsjahr 2023 hatte die Avantgarde-Band „Sutcliffe“ den Film „Das Cabinet des Dr. Caligari“ eindrucksvoll neu interpretiert. „Nosferatu – eine Symphonie des Grauens“ haben sich nun die Klassikexperten vom „Ensemble Dolcerando“ vorgenommen. Das Ergebnis wurde vor kurzem im Rahmen eines Stummfilmabends im Falkengarten live performt. Von Barock bis Pop, von Kirchenlied bis Ohrwurm – geboten wurde ein vielseitiges, phantastisches Event für Freunde und Fans besonderer Momente.

Foto: Stadt Gunzenhausen/Teresa Biswanger

Unzählige Stunden Arbeit haben die Musiker in die Neuvertonung des Gruselfilms investiert. Ist die ursprüngliche Aussage sehr düster, wurde dem Werk nun punktuell eine auflockernde, manchmal fast komische Note mitgegeben. Die rund 30 dargebotenen Songs waren thematisch passend und auf die einzelnen Szenen zugeschnitten. So durfte das Publikum unterschiedlichsten Genres lauschen, darunter Auszügen aus dem Musical „Tanz der Vampire“ (Szene: Nosferatus Erlösung), Kirchenliedern wie „Die Nacht ist vorgedrungen“ (Szene: Nosferatu trinkt Blut) oder Ohrwürmern der Marke „Sailing“ (Szene: Nosferatu reist auf dem Seeweg von Rumänien nach Deutschland).

„Gunzenhausen ist nicht nur das Kulturzentrum des Fränkischen Seenlands, wir haben dazu den hohen Anspruch, immer besser zu werden und innovative Veranstaltungen zu präsentieren“, betont Erster Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. „Jeder unserer Stummfilmabende ist ein einzigartiges, für sich stehendes Erlebnis. Hier werden Soundtracks nicht nachgespielt, sondern ein Film ganz neu interpretiert. Bisher gültige Aussagen werden damit auf den Kopf gestellt und als Zuschauer erleben wir ein ganz neues Werk. Das Ensemble Dolcerando hat das großartig gemacht und sich an diesem so besonderen Abend nicht nur in die Ohren des Publikums, sondern auch in das ein oder andere Herz gespielt.“

Das Konzept der Gunzenhäuser Stummfilmreihe sieht jährlich wechselnde Filme an einem jährlich wechselnden Aufführungsort vor. Nachdem ein Klassiker ausgewählt wurde, begibt sich das Orga-Team aus Stadtarchivar Werner Mühlhäußer und Pressereferent Manuel Grosser auf die Suche nach einer für dieses Kunstwerk passenden Band, Kapelle oder Combo. Vor dem eigentlichen Film gibt es eine historische und medienwissenschaftliche Einordnung, die Hintergründe erklärt und Zusatzinformationen liefert. „Filmfans sind im Fränkischen Seenland ein wenig die Hungerkaste“, so Stadtarchivar Werner Mühlhäußer. „Wer unsere Stummfilmabende besucht, sieht das ganze Genre mit anderen Augen. Im nächsten Jahr entführen wir Sie ins märchenhafte Prag und Sie dürfen gespannt sein, welche Art von Musik wir dafür auswählen werden.“

Quelle: Stadt Gunzenhausen – Manuel Grosser

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