Obere Altmühl wird „fit“ für den Klimawandel

Ansbach – Seit 16. September 2024 wird die ökologische Umgestaltung der Oberen Altmühl zwischen Großenried und Thann fortgesetzt.

Start zur Renaturierung der Oberen Altmühl zwischen
Großenried und Thann (Quelle: WWA Ansbach)

Seit mehr als 20 Jahren entwickelt das Wasserwirtschaftsamt Ansbach an der Altmühl, dem
„langsamsten Fluss Bayerns“, wieder eine, am ursprünglichen Zustand ausgerichtete Flusslandschaft. Die gewonnenen Erfahrungen aus der Umgestaltung der „Mittleren Altmühl“ im Abschnitt zwischen Gunzenhausen und Treuchtlingen, der 2016 fertiggestellt wurde, fließen in die zukünftigen Renaturierungen ein.

An der „Oberen Altmühl“ zwischen Ornbau und Neunstetten sind noch ökologische Defizite vorhanden. Durch den monotonen, geradlinigen Gewässerverlauf fehlt es dem Gewässer an Dynamik und Struktur; der Mangel an Ufergehölzen führt in den Sommermonaten zu hohen Wassertemperaturen. Lebensraum für Fische und Kleinstlebewesen ist Mangelware. Abgeschwemmte Nährstoffe und Sedimente aus den umliegenden Flächen gelangen insbesondere über die kleineren Zubringer und Entwässerungsgräben in das Gewässer. Algenblüte ist die Folge.

Bei der jetzigen Umgestaltung steht die Verbesserung der Gewässerqualität im Vordergrund. Durch das Abschieben von Oberboden auf den staatlichen Uferstreifen werden Flachmulden angelegt. In diesen versickert das Wasser langsam in den Boden. Die Aufweitung einmündender Bäche führt dazu, dass von Starkregenereignissen abgeschwemmte Nährstoffe sowie Sedimente zurückgehalten werden. Durch die Pufferwirkung wird eine Verminderung von Stoffeinträgen in die Altmühl und folglich in den Altmühlsee erzielt. Mit der geplanten Profilierung des Gewässerbetts im Bereich von Großenried und Thann werden im Sediment über die Jahre angereicherte Nährstoffe entzogen.

Zudem werden Buhnen aus Lehm, Wurzelstücken und Totholz an ausgewählten Gewässerstellen in den Fließquerschnitt eingebaut. Diese Hindernisse sollen den Fließquerschnitt einengen, die Fließgeschwindigkeit abschnittsweise erhöhen und die Eigendynamik der „gemächlichen“ Altmühl anregen. Hierdurch entstehen ständig neue Lebensräume und ein dynamischer Flusslauf. Diese neue Strukturvielfalt macht die Altmühl widerstandsfähig gegen Hochwasser, aber auch gegenüber längeren Trockenphasen.

Der Erwärmung durch den Klimawandel begegnen wir mit der Entwicklung einer standortgerechten Ufervegetation. Diese fügt sich in das Wiesenbrüter-Schutzprojekt “chance.natur – Lebensraum Altmühltal“ des Bundesumweltministeriums ein. Neue Erkenntnisse verdeutlichen, wie wichtig Ufergehölze und Totholz im Gewässer für Kleinstlebewesen als Nahrungsquelle und Lebensraum sind. Daher werden im Bereich von Haag gezielt Totholzbäume in das Ufer, aber auch in der Gewässersohle eingebaut. Dieser Bereich wurde bereits vor einigen Jahren umgestaltet. Es zeigte sich allerdings in beauftragen Untersuchungen, dass insbesondere Kleinstlebewesen und Fische diese Strukturen als Unterstände und Nährsubstrat unbedingt brauchen. Damit die Baumstämme bei Hochwasser nicht aufschwimmen, werden sie eingegraben oder mit Wasserbausteinen beschwert.

Das Projektgebiet ist zusätzlich Teil des Maßnahmenplans zur Bewältigung der Algenproblematik im „Fränkischen Seenland“. Die Umgestaltung der Altmühl zwischen Ornbau und Herrieden ist das letzte Puzzleteil der wasserwirtschaftlichen Ziele aus der „Fränkisches Seen.Land Konferenz“. Im Bereich oberhalb von Leutenbuch wird das Flurbereinigungsverfahren Altmühl IV voraussichtlich noch dieses Jahr abgeschlossen, sodass anschließend auch in diesem Bereich die naturnahe Umgestaltung der Altmühl fortgesetzt werden kann, um den Gewässerabschnitt fit für den Klimawandel zu machen.

Quelle: WWA Ansbach – Sebastian Held

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert